
Baukultur…preiswürdig
Auszug Pressemitteilung:
In Zeiten des demografischen Wandels und des ländlichen Strukturwandels wird die Sanierung leerstehender Häuser durch private Hausbesitzer immer wichtiger für den Erhalt von Städten und Dörfern. Aus diesen Gründen laden wir alle zwei Jahre Hauseigentümer dazu ein, sich mit herausragenden Bauprojekten für ihren Baukulturpreis zu bewerben. Bei diesem Vorhaben unterstützt uns von Anfang an die VR-Bank Lichtenfels-Ebern, die für den Wettbewerb Preisgelder in Höhe von 4.000 Euro auslobt.
Anfang März dieses Jahres hatten wir zur Teilnahme am Baukulturpreis aufgerufen. Insgesamt neun Bewerbungen hatten uns erreicht. Am neunten Juli tagte unsere thüringisch-bayerische Fachjury, die sich aus aus Vertreterinnen und Vertretern des Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum, der Stiftung Baukultur Thüringen und Architekten sowie aus Mitarbeitern von den Bauämtern und den Projektpaten „Bauen und Wohnen“ der Initiative Rodachtal zusammen setzt. Am 18. September 2024 reiste eine Delegation der Initiative Rodachtal zu den vier Preisträgern 2024, um ihnen den Baukulturpreis zu übergeben.
Den ersten Preis in Höhe von 1.500 Euro konnte Cordula Utermöhlen aus dem Bad Rodacher Ortsteil Roßfeld für die vorbildliche Sanierung ihres historischen Vierseithofes entgegennehmen. Das leerstehende Gebäude wurde einer Komplettsanierung unterzogen. Der alte Kuhstall wurde zu einem Loft umfunktioniert und die bestehende Ferienwohnung im alten Wohnhaus wurde renoviert. Im September 2021 begann die Malerin gemeinsam mit ihrem Mann Roland Dierenberger mit viel Feingefühl und einem hohen Maße an Kreativität mit dem Umbau des Hofensembles aus dem 18. Jahrhundert. Inzwischen ist der Hof eine Kultur- und Begegnungsstätte für weitere Kunstschaffende und für die Menschen aus dem Ort und der Umgebung geworden.
Mit dem Umzug von München hatte das Künstlerpaar nicht nur Haus, sondern auch Freunde zurückgelassen „Wir wollten auf die Leute hier in Roßfeld gleich zugehen, um neue Kontakte zu knüpfen, da kam uns die Idee mit dem Fledermauskino in unserem Innenhof“, erläutert Cordula Utermöhlen bei der Preisübergabe. Von Mai bis September gibt es auf dem Birnenhof einmal pro Monat einen Kinofilm zu sehen. „Kein Kino von der Stange – sondern eher Arthouse“, schmunzelt der Autor und Dichter Roland Dierenberger.
„Sanierte Häuser tragen nicht nur zur Verschönerung des Ortsbildes bei, sondern fördern auch das Gemeinschaftsgefühl. Sie bieten Raum für neue Familien, junge und alten Menschen und kreative Projekte, die das Leben in den Dörfern und Städten bereichern, wie man am Beispiel Birnenhof gut sehen kann“, erläuterte unsere Patin für Bauen und Wohnen der Initiative Rodachtal, die Bürgermeisterin der Gemeinde Itzgrund, Nina Liebermann bei ihrer Laudatio.
Den ebenso mit 1.500 Euro ausgestatteten zweiten Preis erhielt Dagmar Voit für die regionaltypische Sanierung eines Fachwerkgebäudes in Ummerstadt. Der Neuanbau des Treppenhauses und der Wirtschaftsräume fand unter Verwendung alter Materialien statt. Durch die Komplettsanierung wurden zwei moderne Wohneinheiten geschaffen. Gemeinsam mit ihrem Mann Dieter Sterzl hat die Hochbauingenieurin mehr als 10 Jahre an ihrem Herzensprojekt gearbeitet. „Am Beispiel dieses Projekts zeigt sich, dass man auch Durchhaltevermögen braucht, das letztendlich aber belohnt wird“, erklärte die Architektin Christine Bardin unseres „Arbeitskreis Historische Bausubstanz“ bei der Preisübergabe.
Für die Sanierung eines über 20 Jahre leerstehenden Gebäudes und der Schaffung von mehreren Wohneinheiten in dem historischen Klinkerbau in Tambach erhielt Christin Rothaug, eine mit 500 Euro dotierte Sonderauszeichnung. Gemeinsam mit ihrem Partner Tom Schelhorn hatte sie das denkmalgeschützte Gebäude fast drei Jahre lang mit sehr viel Eigenleistung umgebaut und energetisch saniert. Viel Liebe, Schweiß und Handwerkskunst ist auch in die Gestaltung der Außenanlagen geflossen. Kein Wunder, denn Vater Otto Rothaug ist Landschaftsgärtner und Tochter Christin handelt mit Naturbaustoffen.
„So eine Sanierung macht ja keiner, um eine Auszeichnung zu bekommen, angesichts der Summen, die in den Umbau manch alten Hauses fließen, dass sich eventuell auch als Wundertüte entpuppt“, weiß Marco Ahles, Vorstandsassistent beim Sponsor des Baukulturpreises, der VR-Bank Lichtenfels-Ebern aus Erfahrung. „Das macht man, weil man sich entscheidet das Haus zu erhalten und zu entwickeln,“ ergänzte Ahles bei der Preisübergabe an Tassilo Falkenberg, der eine Sonderauszeichnung in Höhe von 500 Euro für die Sanierung eines barocken Gebäudes in der Altstadt von Seßlach und die Schaffung von modernen Wohneinheiten erhielt. Bei der Sanierung wurde auf das Stadtbild der Seßlacher Altstadt Rücksicht genommen und sich an regionalen Materialien und Farbgebungen orientiert. Die energetische Sanierung des Objektes in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz trug ebenfalls zu einer positiven Bewertung des Vorhabens bei.
Mit Maßnahmen, wie der Schaffung von Fördermittelkulissen, der Beratung durch ein Baulotsennetzwerk und Weiterbildungsangeboten im Baukompetenzzentrum in Ummerstadt engagieren sich die in der Initiative Rodachtal zusammengeschlossenen Kommunen für die Stärkung der Innenentwicklung. Mit Informationsveranstaltungen, Praxisseminaren und Ausstellungen, wollen wir den Bürgern interessante Wohnmöglichkeiten aufzeigen und die Scheu vor Altbausanierungen nehmen. In den regelmäßig von der Initiative Rodachtal veranstalteten „Bauherrengesprächen“ werden sicher auch die Baukulturpreisträger 2024 über ihre Erfahrungen bei ihrem Sanierungsprojekt berichten.
„Jede Sanierung ist ein Schritt in die richtige Richtung“, betonte Martin Finzel, erster Bürgermeister der Gemeinde Ahorn und Vorsitzender der Initiative Rodachtal zum Abschluss der Preisverleihungen. „Wenn private Hausbesitzer Verantwortung übernehmen und leerstehende Gebäude wiederbeleben, stärken sie nicht nur ihre Nachbarschaft, sondern tragen auch aktiv zur Wertsteigerung der gesamten Gemeinde bei und das muss gewürdigt und unterstützt werden.“
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