Ein rundum stimmungsvoller Abend
Mit Spinnrädern, Strickzeug, Akkordeon und eigenen Gedichten und Liedern im Gepäck kamen über vierzig Gäste am 22. November 2024 in den Gasthof Pörtnerhof in Seßlach. Dorthin hatte die Initiative Rodachtal zur zweiten Rodachtaler Lichtstube eingeladen.
Rosalinde, mit ihren fast 90 Jahren wohl die älteste Teilnehmerin, gab Anekdoten aus ihrem Leben in fränkischer Mundart zum Besten. „Ich baue auch Sätze und Wörter in meine Geschichten ein, die ich noch von meinen Eltern und Großeltern gelernt habe und die heute vielleicht niemand mehr kennt“, erklärt die muntere Streufdorferin, die schon bei der ersten Lichtstube im vergangenen Jahr in Streufdorf mit von der Partie war.
Christin Beulich organisiert die Lichtstuben für die Initiative Rodachtal. Sie freut sich, dass das Format so gut angenommen wird. „Das schöne ist, dass die Teilnehmer ihr Unterhaltungsprogramm mit ihren Beiträgen einfach selbst gestalten“, erklärt die Regionalmanagerin. „Die Idee zur Lichtstube hatten übrigens Mitglieder unseres Marketingausschusses“, ergänzt Beulich.
Mundart-Fan Rainer Malsch vom Historischen Verein Ummerstadt lud mit seinem Akkordeon und einem „Gartenhauslied“ alle zum Mitsingen ein. Der Text wurde früher von einem bemalten Backblech abgelesen – heute vom selbstgebastelten Plakat. Sozusagen „Karaoke 1.0“. Vereinsmitglied Werner Hertha trug seine Prosa über die „Rodich“ und ein Gedicht seines Bruders über die Schlettach vor. Kurt Hertha war ein international bekannte Texter und Komponist, aus dessen Feder viele Hits der 70er und 80er Jahre stammen.
Im Laufe des Abends nahmen die beiden Seßlacher Stadtführer Wolfgang Pfister und Peter Ludwig in ihren historischen Kostümen die Gäste mit auf eine humorvolle Stadtführung in Bildern.
Bärbel Hämmelmann von der Lichtstube aus dem Seßlacher Ortsteil Gemünda, stellte anhand von Fotos und Presseartikeln die Arbeiten ihrer Gruppe aus den letzten Jahren vor. So stickten die Frauen zum Lutherjahr ein zwei Quadratmeter großes Lutherporträt und strickten für ein weiteres Projekt bunte Accessoires für die Bäume in Gemünda nach Art des „Urban Knitting“. „Wir arbeiten eher projektbezogen und der Erlös aus den Verkäufen kommt immer einem guten Zweck zugute“, erläutert Bärbel Hämmelmann.
Mit dabei waren viele Mitglieder der Spinngruppe Ahorn und der Lichtstube Rödental. Die einzelnen Akteurinnen erklärten, wie sie arbeiten, welche Wolle von welcher Schafrasse sie verwenden und welche Arbeitsschritte notwendig sind, bis die Wolle spinnfertig ist. Auch viele faszinierende Werkstücke konnten bestaunt werden.
Sabine Wanner ist Mitglied der Lichtstube Rödental und die Ansprechpartnerin der bundesweiten Handspinngilde für den Landkreis Coburg sowie der umliegenden Landkreise. „Ich habe mich gefreut, heute hier zu sein und weitere Kontakte mit Menschen zu knüpfen, die diese Leidenschaft teilen“, so Wanner. Die Kreisheimatpflegerin für Brauchtum, die Rödentalerin Ingrid Ott, hatte an der ersten Rodachtaler Lichtstube im vergangenen Jahr in Streufdorf teilgenommen. Sie nahm damals die Idee mit nachhause, wo sich daraufhin die inzwischen sehr aktive Rödentaler Lichtstube gründete.
Die musikalische Untermalung an diesem Abend kam übrigens nicht nur vom Akkordeon sondern auch vom leisen, hölzernen Rumpeln der zahlreichen Spinnräder und vom metallenen Geklapper vieler flinker Stricknadeln. „Die nächste Lichtstube im Frühjahr 2025 ist schon Planung“, verrät Christin Beulich.
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